25 Okt Grüner wird’s nicht – Nora The Explorer auf der Green World Tour
Was früher die Extraportion Milch oder die Extra-Vitamine waren, sind heute die Extraportion Bio-Arganöl, Bio-Jeans, Bio-Vanille und Bio-Diesunddas. In der Werbung scheinen Unternehmen eine neue Lieblingsfarbe für sich entdeckt zu haben: Grün. Durch die Masse an Produkten, Siegeln und Labels hat man es als Endverbraucher oft nicht leicht. Relevante Informationen finden wir im Netz, auf Verbraucherschutzseiten oder Messen.
Am 13. Oktober besuchte ich eine solche Messe, die Green World Tour auf dem Campus der HU. Dort gab es zahlreiche Vorträge zu den Themen Mobilität, Wissenschaft, Lifestyle & Konsum und Karriere. Natürlich alles in grün, fair, nachhaltig und vegan.
Persönlich interessierten mich vor allem die Aussteller, die Innovationen in e-Mobilität und Windenergie vorstellten. Die Interaktion und die Möglichkeit, kritische und ehrliche Fragen zu stellen haben mir gut gefallen. Im Laufe des Tages konnte ich einen E-Roller probefahren, einen VR-Rundgang durch ein Hybridhaus machen und ein Quiz über Stromverbrauch im Haushalt spielen.
Für das Sinnema Animationsstudio sind vor allem neue Technologien aus den Bereichen VR und kreative Ansätze zur Visualisierung von sozial-ökologischen Themen relevant. Dabei fiel mir auf, dass die Farbe Grün schon fast penetrant auf dem Messebereich dominiert und viele Unternehmen mittlerweile kleine Clips mit animierten Charakteren zeigen. Diese Figuren finden sich dann auch in den Broschüren und Infomaterialien wieder. Emotionales Storytelling – weg vom simplen grünen Logo mit Baum, scheint sich als effektives Marketingtool durchzusetzen.
Und dann war da noch mein persönlicher Höhepunkt: Green Coffins, sogenannte grüne Särge – geflochten wahlweise aus wilder Ananas, Weide, Bananenblättern oder Bambus. Das Design erinnert ein wenig an einen überdimensionalen Obstkorb mit Deckel.
„Greencoffins strahlen eine größere Naturverbundenheit im Gegensatz zu traditionelle Holzsärgen aus.“ Da kratze ich mich doch am Kopf und werfe die Frage in den Raum, was so falsch und unnatürlich an Holz ist? Darauf hatten die Herren am Messestand natürlich auch eine, zugegeben wenig befriedigende, Antwort parat: „Die natürliche und freundliche Ausstrahlung gegenüber den massiven, traditionellen Holzsärgen, erleichtert während der Beerdigung den Anblick des Sarges.“ Nun gut, ob sich die maximal 20 Minuten Anblick während der Beerdigung lohnen, sei dahin gestellt. Fakt ist, die Person im Sarg ist und bleibt tot. Und ich wage zu bezweifeln, dass ein aus Bananenblättern geflochtener Bio-Sarg etwas daran ändern kann. Mag er noch so freundlich sein. Im besten Fall bekommen die Angehörigen beim Anblick Appetit auf Obst – und das ist doch schon mal was.
Es gibt übrigens auch das Modell „Green Urne“. Das Ganze kann man gut finden, muss man aber nicht.
Bilder: Autarkia GmbH
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